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„A Woman’s Voice 2“ von Annegret Soltau, Leda Luss- Lyken und Mona Hakimi-Schüler

Wann ist eine Frau eine Frau? Was macht die Gesellschaft aus den Frauen? Und was bewirken Frauen in der Gesellschaft? Drei Frauen haben hierzu ihre Stimme erhoben: „A Woman’s Voice II“ heisst die neue Ausstellung der Haleh Gallery, die am 25. November 2011 in Berg eröffnet wird. Provokativ und schön zugleich, präsentiert die Ausstellung eine künstlerische Diskussion, eine Debatte mittels Bild. Ziel ist es, nach der gleichnamigen Schau zu Jahresbeginn nun zum zweiten Mal eine Plattform für Frauenbilder im direkten und übertragenen Sinn anzubieten – und für spannungsgeladene, interkulturelle und interdisziplinäre Kommunikation zu sorgen.

Annegret Soltau (*1946 in Lüneburg, Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg) hat mit ihren Arbeiten schon Skandale entfacht: Sie zeigte die Lebensalter der Frau, collagierte bzw. vernähte Fotografien von Alt und Jung. Die Nähte ihrer Fotoarbeiten, die zunächst wie eine Demonstration von Verletzlichkeit und Endlichkeit wirken, sind aber auch eine Rückbesinnung auf die Familienbande. Die Zusammensetzung der eigenen Identität, die Soltau nie eindimensional sehen will, findet durch die trennenden wie verbindenden Narben eine Umsetzung in eine moderne, passende Mediensprache. In der aktuellen Serie „personal identity“ geht es auch um den Umgang mit Datenspeicherung, sterotype, echte und imaginierte Identität: Ihre vernähten Foto-Selbstportraits „Verfied self“ machen aus emotionslosen Passbildern irritierende emotionale Zeugnisse. Für die „Grima“, die Grimassen, werden Mensch und Tier verschmolzen zu emotionsstarken Fantasiebildern. Oder ist es das wahre Ich?

Leda Luss Luyken (* 1952 in Athen, Kunst- und Architekturstudium in Zürich, New York und Manchester) hat sich über die Jahre von der Innenarchitektin zur Konzeptkünstlerin entwickelt. Mit ihrer „ModulArt“ verwirklicht sie die Idee eines durch endlose Variationen und Neuerfindungen modulierbaren Werkes, das niemals still steht. Damit fordert sie den aktiven Betrachter, der ihre Gemälde stets neu arrangiert. So entstehen neue Bildwelten und Sichtweisen des Sujets. „Now and Then“ spannt den weiblichen Bilder-Bogen von der antiken Aphrodite bis zur Neuzeit. In „Breaking the Shackles to Earth“ haben sich Mann und Frau auf ein scheinbar

sinnleeres Wettrennen in einer explodierenden Welt eingelassen, einen Wettkampf der Geschlechter in die Leere. Es könnte aber auch anders sein: „Our World“ zeigt eine positive, fröhliche Transformation der Erdkugel, seiner Generationen und Geschichte. Die künstlerische Entsprechung dazu ist die Sprengung starrer Bildideen. Mit dem konzeptuellen Ansatz ihrer „ModulArt“ hat Luss- Luyken die hermetische Begrenztheit des Tafelbildes aufgebrochen und dadurch Bewegung und Veränderung ins Flächenbild gebracht.

Mona Hakimi-Schüler (*1977 in Teheran, Physikstudium in Teheran und Studium der Kunstpädagogik und Sprachwissenschaft in Osnabrück) entwickelte ihre eigene Bildsprache aus dem Agitprop-Stil, den sie aus ihrer iranischen Heimat kennt. Doch sie seziert damit die Frauenrolle zwischen westlicher Kultur und islamischer Prägung, zwischen Tradition und Moderne in einem Land, in dem 1936 der Schleier verboten und 1979 wieder eingeführt wurde. In ihren aktuellen Arbeiten verkörpert sie die Rollen, die der Iran heute den Frauen bietet.Auch die Installationen collagierten Bilder der Serie ‘stories I live by’ erzählen von den Auswirkungen der Veränderung politischer bzw. religiöser Ideale. Muster, Fragmente, historische Episoden und Symbole sowie mythologische Bezüge werden zu Neuem, zu Träumerischem und auch zur Begründung des Malerischen verknüpft. Gerade als westlich-emanzipatorisch geprägter Betrachter spürt der Zuschauer hier nachdrücklich, wie unerlässlich das Erlebnis neuer Bilder und Ansichten über Kulturen und Klischees für ihn ist.

Mit diesen drei höchst innovativen internationalen Künstlerinnen zeigt die Haleh Gallery, dass ihr Konzept sowohl hochkarätig und anspruchsvoll ist, als auch ein brennendes und allen zugängliches Thema unserer Gesellschaft reflektiert: Die Haleh Gallery will eine Brücke schlagen zwischen Orient und Okzident, um sowohl von den Unterschieden als auch von den Gemeinsamkeiten der Kulturen und Menschen profitieren zu können.

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