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FORGOTTEN ANGEL

Seit Oktober 2017 fand der Hashtag #MeToo große Verbreitung in den sozialen Netzwerken. #MeToo soll Frauen dazu ermutigen sexuelle Belästigung und Übergriffe, die sie erfahren mussten, öffentlich anzuzeigen. Dadurch ist sexueller Missbrauch zwar mittlerweile stärker in den öffentlichen Diskurs gerückt, sexueller Missbrauch von Kindern hingegen, ist jedoch bis heute ein Thema, das stark tabuisiert wird. Und das, obwohl jeden Tag Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass in Europa ungefähr 18 Millionen Kinder und Jugendliche in ihrem Leben Kindesmissbrauch erleiden. Bis heute ist Kindesmissbrauch oft von Schweigen und Geheimhaltung geprägt, weil sich die Opfer schämen oder der Täter Druck ausübt. Die Kinder verdrängen die schrecklichen Taten oft, weil sie den Missbrauch auch vor sich selbst geheim halten wollen. Die Medien und die Öffentlichkeit konzentrieren sich meistens auf die Person des Täters, seine Geschichte und Motive, als Ursache des Verbrechens. Die Opfer werden nur selten sichtbar und bleiben im Verborgenen.

Die vergessenen Opfer von sexuellem Missbrauch sind das Thema der Einzelausstellung der Künstlerin Mithilfe der Kunst möchte Sara Sarshar den vergessenen Opfern ein Bild geben und dem tabuisierten Thema von Belästigung und Missbrauch entgegentreten. Das Konzept des Verborgen-Seins ist der visuelle Leitfaden in der Ausstellung, die ausgestellten Arbeiten sind teilweise im Verborgenen, genauso wie Missbrauchsopfer oft unsichtbar bleiben. Einige der Arbeiten verstecken sich in der Ausstellung hinter einem Plastikvorhang und können nur auf den zweiten Blick von den BesucherInnen entdeckt werden.

Sara Sarhshars Kunst provoziert die BetrachterInnen emotional, gleichzeitig soll aber auch ein Bewusstsein für diese schwierigen Themen geschaffen werden. Dabei konzentriert sich Sara Sarshar vor allem auf die Opfer und illustriert die emotionalen Nachwirkungen, die unterdrückten Erinnerungen und die Traumatisierungen, die Resultat des Missbrauchs sind.

Um den verborgenen Opfern ein Bild zu geben, wählt Sara Sarshar vor allem die Ästhetik der Installation. Ihre Installationen bestehen oftmals aus Skulpturen und Plastiken, Malereien, Textilien und Videos. Installationen sind für Sara Sarshar ein wichtiges Mittel, um die BetrachterInnen in die Geschichte zu involvieren, wie die Künstlerin selbst erklärt: „Ich habe mich dazu entschieden mit dem Medium der Installation zu arbeiten, um eine absolute Atmosphäre zu erschaffen. Denn die Wahrheit, die wir durch unsere Wahrnehmung erschaffen, ist bedeutend. Die Bewegung, das Atmen, das Nacherleben, alle Sinne werden angesprochen in der Installation und machen diese Phantasie glaubwürdig. Es ist als ob man in der Geschichte, in dem Stück lebe. Das Publikum macht seine eigene Erfahrung.“

Sara Sarshars Bildwelten erscheinen mit dem thematischen Fokus auf sexuellem Missbrauch oftmals sehr düster und konfrontieren die BetrachterInnen mit den tiefsten Abgründen des menschlichen Daseins. Dennoch geht es Sara Sarshar nicht allein darum die Dunkelheit darzustellen und die Täter anzuklagen, sondern es geht darum die Dunkelheit und Schattenseiten des menschlichen Daseins zu beleuchten und vor allem den Erfahrungen der Missbrauchsopfer eine visuelle Stimme zu geben.

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