HALEH-GALLERY.COM LOGO

PULSE

Pressemitteilung
In der Einzelausstellung PULSE zeigt Haleh Gallery eine große Übersicht der Arbeiten der Künstlerin Hanieh Delecroix von 2011-2017. Hanieh Delecroix’ künstlerische Praxis ist stark geprägt von ihren profunden Kenntnissen der Psychoanalyse. In ihren Arbeiten gehen Psychoanalyse, Schreiben und Malerei eine symbiotische Verbindung ein. Aus dieser Symbiose entstehen Bilder, die in verschiedenen Medien, wie Zeichnung, Text, Fotografie, Installation oder Video ausgeführt werden. Die Arbeiten der Künstlerin lassen sich in verschiedene Kategorien einteilen. Die erste Werkgruppe umfasst Arbeiten, die sich nur auf malerische Elemente konzentrieren und verschiedene psychologische Konzepte umsetzen. In den anderen Arbeiten ist das künstlerische Schreiben essentieller Bestandteil des Werks. Mit der Inkorporierung von Schriftlichkeit, eröffnet die Künstlerin in ihren Werken einen Raum, um Fragen nach kultureller Identität und nationaler Herkunft zu reflektieren. Einerseits verwendet Hanieh Delecroix Texte in französischer Sprache, die Sprache ihrer Heimat Paris und ihrer schulischen und akademischen Ausbildung. Gleichzeitig gebraucht Delecroix in anderen Werken persische Schrift und Texte, um auf ihre kulturellen Wurzeln im Iran zu verweisen.
In Delecroix’ Werken dominieren die Farben schwarz und blau. Verschiedene Blautöne, ultramarin, nacht- und tiefblau werden mit dem Spachtel aufgetragen und erzeugen eine abstrakte Formensprache. Das schwarzblaue abstrakte Spiel der Formen treten in Kombination mit eingeschriebenen Texten in einen magischen Zusammenhang aus Text und Bild. Das künstlerische Schreiben und die Handschrift der Künstlerin werden dabei auch zu einem autonomen Bildmittel. Für ihre Arbeiten wählt Hanieh Delecroix oftmals das fragile Material Papier. Die Materialität des Papiers tritt hier in eine besondere Erscheinung. Das Papier ist bisweilen verknittert, eingerissen, zerrissen, transparent und durchscheinend. Papier ist zugleich ein fragiles, aber auch zähes Material. Papier kann nicht nur verletzt werden, sondern kann ebenfalls Verletzungen herbeiführen, scharfe Papierränder können schmerzhafte Schnittwunden verursachen.
Die auf Papier ausgeführten Serien sind bildliche Metaphern für den Einklang zwischen Körper und Geist. Dabei dient die Schrift als Repräsentantin des menschlichen Geistes, der geprägt ist von Text und Sprache, sei es gesprochen, gelesen oder gehört. Durch die materielle Beschaffenheit übernimmt das Papier die Funktion unserer Haut. Unsere Haut, ein äußerer Spiegel der Seele erzählt von Falten, Narben und Spuren, die das Leben und die Erfahrungen auf unseren Körpern hinterlassen hat.
Gleichzeitig erzählt die Dualität von Blau und Schwarz, Schrift und Papier, Text und Bild auch die Geschichte von weiteren dialektischen Gegensatzpaaren, wie beispielsweise dem Subjekt und dem Objekt, dem Eigenen und dem Fremden, oder von Eros und Thanatos. Die Figuren Eros und Thanatos aus der griechischen Mythologie waren für Sigmund Freud wichtige Denkfiguren, die den Lebens- und Todestrieb verkörpern.
Die Referenz zu Freud und der Psychoanalyse sind der rote Faden in Delacroix’ künstlerischer Praxis, was sich auch in der Serie „Panser Joyce à mi-maux“ zeigt. Ähnlich wie in der Serie „Pensées divines“, bei der Gedichte von Honoré de Balzac Delecroix’ schwarzblaue Bildwelten konstituieren, integrierte sie in der Serie „Panser Joyce à mi-maux“ Gedichte und Texte der französisch-ägyptischen Schriftstellerin Joyce Mansour (1928-1986). Joyce Mansour war eine surrealistische Autorin, deren Gedichte unter anderen auch André Breton inspirierten. Mit dem Bezug auf die Autorin Joyce Mansour und den künstlerischen Stil des Surrealismus, verweist Delecroix auf eine Epoche für deren künstlerische Produktion Freuds Psychoanalyse ebenfalls von großer Bedeutung war, um die Rationalität der eigenen Zeit zu kritisieren und die Macht des Unterbewusstseins zum Sprechen zu bringen.
Auch in der Serie „Pensées divines“ spielt Psychologie eine große Rolle. In dieser Arbeit beschäftigte sich die Künstlerin mit dem Roman „Louis Lambert“, den Honoré de Balzac 1832 veröffentlicht hat. In diesem Roman diskutiert Balzac große Themen der Philosophie und Metaphysik. Gleichzeitig fertigt Balzac eine Charakterstudie an und entwirft ein psychologisches Portrait seines Protagonisten Louis Lambert, der zwischen Genie und Wahnsinn gefangen ist.
Hier schließt sich der Kreis zu Delecroix’ Arbeiten, denn wie sie selbst sagt: „Meine Arbeiten resultieren aus der Resonanz zweier Welten: Der Psyche und des künstlerischen Schreibens.“ Hanieh Delecroix gelingt es auf atemberaubende Weise die dualen Welten der Psyche und des Schreibens, oder vielmehr des Körpers und des Geists in Einklang zu bringen.
CV
Hanieh Delecroix (*1974 in Teheran, Iran) lebt und arbeitet als Künstlerin in Paris. Studium der Psychologie und Psychopathologie, Universität Paris X Nanterre. Doktorgrad LASI (Laboratory for Somatic and Identity Issues).
Ausstellungen (Auswahl): Mairie de Paris (Paris City Hall, 2017); Maison de Balzac (2017); Freud Museum, London (2017); „The Writing of Art“, Rose Issa Projects, The Ismaili Center for Nour Festival, London (2016); „Jules César“, Museum Quai Branly, Paris (2015); „Lifeline“, Rose Issa Projects, London und Dubai (2013 und 2014).
Museumsankäufe von Arbeiten: 
King Abdulaziz Center for World Culture WASL 2018, Dhahran, Saudi Arabien, „A coeur ouvert“, Gemälde der aus der Serie „Lifeline“.
British Museum, „Dans ta main“, ausgestellt in der Abteilung für Islamische Kunst, Gemälde aus der Serie „Lifeline“
« Zurück zur Übersicht