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SILENCE

Der Dialog zwischen zwei künstlerischen Positionen aus Deutschland und dem Iran steht im Mittelpunkt der Ausstellung Silence, mit der die Haleh Gallery ihr Programm für 2013 eröffnet. Den Starnberger Bildhauer Max Wagner (*Straubing 1956) und den in San Francisco lebenden Maler Yari Ostovany (*Teheran 1962) verbindet die Faszination für die kalligraphische Geste: Wagner stellt abstrakte Schriftzeichen als archaische Objekte in den realen Raum, Ostovany schafft durch die Schichtung transparenter Malebenen neue, meditative Farbräume.

Yari Ostovanys Bildwelt kreist assoziativ um mythologische und poetische Motive, die ihre Quellen in der antiken griechischen Sage ebenso haben wie in der Lyrik der westlichen Moderne oder der mystischen Dichtung Persiens. So beziehen sich die „Vogelgespräche“ (Conference of the Birds) auf einen Klassiker der mittelalterlichen Sufi-Literatur: Ein Vogelschwarm begibt sich auf die Suche nach dem Phoenix, dem König der Vögel; am Ende der Reise jedoch, die durch sieben mystische Täler, durch Durst, Hunger, Hitze und Kälte führt, erkennen die Vögel, dass sie selbst – vereint durch einen gemeinsamen Geist und eine gemeinsame Erfahrung – dieser große Phoenix sind. Der Titel einer anderen Werkserie, The Third Script (Die dritte Schrift), verweist auf einen Ausspruch des persischen Mystikers Shams-e-Tabrizi aus dem 13. Jahrhundert: „Ein Kalligraph fertigte drei Schriften an. Eine, die nur er allein lesen konnte. Eine zweite, die er und alle andern lesen konnten. Und eine dritte, die weder er noch irgendeiner sonst lesen konnte. Ich bin diese dritte Schrift.“ Ostovanys künstlerischer Schaffensprozess findet sich in dieser Geschichte gespiegelt: Auch er nimmt seinen Ausgang bei sorgfältig gesetzten kalligraphischen Zeichen, die eine Ahnung von Klarheit und Bedeutsamkeit vermitteln. Durch zahlreiche weitere Arbeitsgänge wird diese kaum begonnene Schrift von immer neuen Malschichten überlagert, verwischt und unkenntlich gemacht. Die Einzelheiten der Erzählung verschwimmen, lösen sich auf in Farbnebel, Schlieren, nervöse Strukturen. Was bleibt, sind atmosphärisch aufgeladene Räume, die offen sind für die eigenen Gedanken und Erinnerungen des Betrachters.

Auch für Max Wagner ist Schreiben weniger eine Möglichkeit der Mitteilung als vielmehr eine meditative Übung. Stundenlang kann er über dem Papier in das Hintuschen, Fließen- und Wachsenlassen der Linien versunken sein, die Intuition führt den Pinsel. In Bronze gegossen, entfalten sich die so gefundenen Formationen als schwingende Gespinste in den Raum; ähnlich gelingt es Wagner in seinen keramischen Arbeiten, musikalische Erfahrungen ins Dreidimensionale zu übersetzen. In beiden Fällen geht es, wie bei Ostovany, nicht darum, Sprache oder Musik exakt zu protokollieren und genau bestimmbare Inhalte wiederzugeben. Worauf es ankommt, ist auch hier die Vergegenwärtigung eines Eindrucks, eines Gefühls, die sich intellektuell gerade nicht fassen lassen. Wagners Plastiken bilden deshalb keine benennbaren Zeichen, sondern abstrakte Ornamente, unlesbare Bruchstücke eines Alphabets oder einer Partitur, die die Dynamik des Sprachrhythmus oder einer Melodie nachvollziehen und durch die Stärke ihrer eigenen, unmittelbaren Präsenz wirken. Ineinander verschlungen und verknotet, sind sie wie ein „Tanz von Kraft um eine Mitte“ (Rilke), deren Leerstelle von dem berichtet, was möglicherweise noch gesagt werden könnte. Es sind Nester, die auf Geschichten warten.

Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein, zur Ausstellungseröffnung am Freitag, den 1. Februar 2013 um 18 Uhr.

Der Künstler MAX WAGNER wird bei der Eröffnung anwesend sein.

Opening Hours: Thursday – Friday 11:00 to 16:00  – Wednesday and Saturday by appointment

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